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Kunst machen war für Kurt Ingerl gleich bedeutend mit dem Faktum "Leben müssen". Seine Grundformel lautete: 'Ich liebe den Kieselstein, die Wespentaille und die Formen der Düsenflugzeuge.' Der Kieselstein stand ihm für Opposition zur Wotruba'schen Formensprache. Die Wespentaille war ihm sein Symbol für den Kampf von Raum und Volumen. Die Formen der Düsenflugzeuge meinte er als ästhetisch hochwertige Drehkörper. Die Konsequenz dieser Vorlieben waren seine Torsi, die er als einen Balanceakt zwischen Kugeln, Achsen und Gerichtetheit ansah. Kurt Ingerl liebte die handwerkliche Perfektion, die Objektivität und die Anonymität. Deshalb produzierte er auch fetischistische Naturabgüsse, da er meinte, dass es keine perfektere objektive und anonyme Wiedergabe eines bestimmten menschlichen Körpers gebe. Durch eine großzügige Schenkung seiner letzten Lebensgefährtin Christa Cebis und dem Ankauf des größten Teils seiner Bibliothek besitzt die Stadt Wiener Neustadt eine umfangreiche Sammlung und kann somit die Hintergründe des künstlerischen Schaffens von Kurt Ingerl, der zu den österreichischen Vätern der konkreten Kunst gezählt wird, dokumentieren. Aus diesem Grund hat die Stadt Wr. Neustadt im Kunstzentrum "Karmeliterkirche" eine "Ingerl-Galerie" eingerichtet. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Lehramt an der Universität Kunst, Akademie der Bildenden Künste, Wien, wird im Rahmen eines wissenschaftlichen Auftrages, bzw. durch jährliche Ausstellungen aus dem Bestand, das Wollen Kurt Ingerls aufgearbeitet und nachvollziehbar gemacht. (Text zVg.) |